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Archive for Januar 2013

Kurzbeschreibung: «Vor Ihnen sitzt der liebe Gott höchstpersönlich», erklärt mein Gegenüber und wischt sich die Lachtränen aus dem Gesicht. Wir schweigen. «Witzig», sage ich nach einer Weile und gebe mich unbeeindruckt. «Ich hab Sie mir immer anders vorgestellt.» Baumann hebt den Zeigefinger und sagt mit gespielter Strenge: «Das ist verboten. Man darf sich kein Bild von mir machen.» «Na, immerhin scheint Gott Humor zu haben», sage ich. Baumann nickt. «Es bleibt Gott nichts anderes übrig, als die Dinge mit Humor zu nehmen.» Sein Lächeln verwandelt sich in einen Anflug von Melancholie. Nachdenklich schaut er zu Boden. «Es ist die Wahrheit, Dr. Jakobi. Ich bin es wirklich.» Er beugt sich vor und sieht mir nun direkt in die Augen. «Ich bin Gott. Und ich bin, unter uns gesagt, ziemlich im Arsch. Es wäre also schön, wenn Sie mir helfen könnten, Doktor.»

Bis dato war Hans Rath mir als Autor kein Begriff. Dieses Buch ist mir wegen des Covers aufgefallen, die Kurzbeschreibung hat mich letztendlich zum Kauf animiert.
Ich bin nicht besonders gläubig, trotzdem hat mich der Titel und die Info neugierig gemacht.
Einmal mit dem Lesen angefangen, konnte ich nicht mehr aufhören. Innerhalb eines Tages hatte ich das Buch komplett gelesen. Das Ende kam für meinen Geschmack viel zu schnell, dennoch hat es gepasst. Meinetwegen hätte ich aber gerne noch etliche Seiten weiter gelesen.
Rath schreibt sehr humorvoll, ohne platt zu werden, und bei dieser Geschichte ist mir das Herz aufgegangen.
Es wird nicht mit erhobenem Zeigefinger erklärt, dass man an Gott glauben muss, dennoch bringt die Thematik auch mich zum Nachdenken, und die Erklärungen Abel Baumanns über das Leben und seine Arbeit als Gott fand ich wunderbar.
Dem warmherzigen Weihnachtsroman (den man aber das ganze Jahr über lesen kann) fehlt es an nichts, er bietet Tiefgang, Spannung und Humor.
Ich habe das Lesen sehr genossen, kann Und Gott sprach: wir müssen reden! nur weiter empfehlen, und ich habe es jetzt auch an Weihnachten verschenkt. Es ist sehr gut angekommen, wie ich hörte.

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Conor ist 13 Jahre alt und lebt mit seiner Mutter zusammen, die an Krebs erkrankt ist. Sein Vater hat die Familie vor Jahren verlassen und lebt mit einer neuen Familie in Amerika. Telefonate sind selten, Besuche noch seltener.
Conors Mutter geht es schlecht. Nach jeder Chemo ist sie müde und schwach, Conor kümmert sich um sich selbst und den Haushalt.
Er ist ein stiller Junge, der keine Freunde hat und in der Schule gemobbt wird. Dennoch ist er sehr tapfer.
Und Conor schläft schlecht. Jede Nacht hat er einen Alptraum, von dem er niemals jemandem erzählen will.
Eines Nachts wird Conor vor einem Monster geweckt. Die Eibe hinter dem Haus, in der Nähe des Friedhofs erwacht zum Leben. Conor fürchtet das Monster aber nicht, er tritt ihm entgegen, wirkliche Angst hat er nur vor seinem Alptraum.
Das Monster, das in der Geschichte das ganze Leben verkörpert, behauptet, es wurde von Conor selbt gerufen, damit es ihm hilft.
Drei Geschichten will die Eibe Conor erzählen, dann soll Conor seine eigene Geschichte erzählen. Die Bedingung, die das Monster stellt, besteht darin, dass es die ganze Wahrheit sein muss.

7 Minuten nach Mitternacht hatte ich in wenigen Stunden gelesen, und ich muss gestehen, die Geschichte hat mich umgehauen.
Betroffen gemacht hat mich vor allem, dass Patrick Ness das Buch zu Ende geschrieben hat, nachdem die Autorin Siobhan Dowd selbst an Krebs gestorben war. Ness hat ihre Idee umgesetzt und ein wunderbares Buch zu Ende gebracht.

Es geht hier nicht um eine Mitleid erregende Geschichte, die auf die Tränendrüse drückt, dennoch ist das Buch voller Mitgefühl und Wärme, atmosphärisch dicht, hoffnungsvoll, traurig, und eine Ode an das Leben.
Das Buch zeigt, wie Leben und Tod zusammen gehören. Der Geschichte fehlt trotz des traurigen Themas jede Rührseligkeit.
Auch nach dem Lesen hat das Buch bei mir eine nachhaltige Wirkung. Es ist keine Geschichte, die man zu Ende liest und vergisst.
Tolle Geschichte, wunderbar erzählt, sehr schönes Cover, begleitet von wunderschönen Illustrationen ist Sieben Minuten nach Mitternacht einfach ein wunderbares Jugendbuch, für das ich eine eindeutige Kaufempfehlung gebe.

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Maik Klingenberg ist 14 Jahre alt und geht in die 8. Klasse eines Gymnasiums in Berlin.
Er ist ein Langweiler, der keine Freunde hat und von niemandem beachtet wird.
Auch nicht von Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, der neu in der Klasse ist und ebenfalls keine Freunde hat. Tschick wohnt zusammen mit seinem Bruder in einem der Asi-Hochhäuser, kommt ab und zu betrunken zur Schule und hat es von der Förderschule aufs Gymnasiums geschafft. Mehr ist nicht von ihm bekannt.

Als die Sommerferien beginnen, geht Maiks Mutter in eine Entzugsklinik zur Behandlung ihrer Alkoholabhängigkeit, am Tag ihrer Abreise verschwindet der Vater mit seiner Sekretärin auf „Geschäftsreise“.
Maik wird alleine in der Villa mit Swimmingpool und 200 Euro zurückgelassen.
Für Maik ist das nichts neues. Er will so die Ferien über am Pool verbringen. Allein sein ist er gewöhnt.
Doch Maik hat nicht mit Tschick gerechnet, der ihn besucht. Erst mit dem Fahrrad, dann mit einem geklauten Lada. Und so machen sich Maik und Tschick auf den Weg zur Reise durch Deutschland. Ein Abenteuer jagt das nächste. Die beiden Jungen kommen in etliche Schwierigkeiten, haben aber großen Spaß und lernen, was es bedeutet, einen Freund zu haben.

„Tschick“ habe ich Ewigkeiten auf den Bestsellerlisten verfolgt. Mich hat aber weder das Cover (der Erwachsenenausgabe) noch die Kurzbeschreibung wirklich interessiert. Ein großer Fehler, wie ich jetzt weiß, denn somit habe ich mir lange ein wirklich rundum geniales Buch durch die Lappen gehen lassen.

Wolfgang Herrndorfs Art zu schreiben, ist Weltklasse. Das Buch hat mich vom ersten Satz an gefangen genommen, in wenigen Stunden hatte ich es gelesen und war enttäuscht, dass es so schnell zu Ende war.
Tschick gehört zu der Sorte Bücher, die zwar schnell gelesen sind, aber Ewigkeiten nachwirken werden. Ein Buch, das mehrere Generationen überdauern kann und von mehreren Generationen gelesen werden kann.
Es ruft Erinnerungen aus der eigenen Jugend wach, es lässt einen die nächste Generation der Jugend besser verstehen, und ich wünsche vor allem jedem Jugendlichen so einen Freund wie Tschick oder Maik.
Das Buch ist sehr humorvoll, dabei aber auch absolut tiefgründig.
Die Jungen, die aus unterschiedlichen sozialen Schichten kommen und sich dabei so ähnlich sind und so ähnliches erleben: Tschick, der ohne Eltern aufwachsen muss und sich alleine durchschlägt, und Maik, dem es eigentlich nicht anders geht, der zwar in Luxus lebt, aber ohne Rückhalt der Eltern. Die Mutter säuft, der Vater hurt rum und ist nur darauf bedacht, den Schein nach außen zu wahren.
Beide, Maik wie Tschick sind erstaunliche Jungs mit wunderbarem Charakter, die auf ihrer Reise erfahren, dass die Welt gar nicht so schlecht ist, dass es auch gute Menschen gibt, und vor allem, dass es Freunde gibt, die weder auf die Herkunft des anderen wert legen, noch auf den sozialen Status.
Ich bin begeistert. Ich gebe dringende Leseempfehlung und bin sicher, ich werde das Buch verschenken, so oft es geht, damit alle in diesen Genuss kommen.
Es ist erst Januar, aber ich habe mein Buch des Jahres 2013 schon gefunden.

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